Das Theater- und Musikteam des RSG bringt Klassiker in die Gegenwart.
(hdp) Theodor Fontane: Unterm Birnbaum? Und das soll das neue Musical sein, das die praxiserprobte, aber immer wieder neu zusammengesetzten Bühnen- und Orchesterkurse des Rhein-Sieg-Gymnasiums in diesem Jahr aufführen? They did it.
Vor der Kreativität und Lust am Verbiegen klassischer Literatur und ihrer Garnierung mit bekannten und aktuellen Popsongs sowie versteckten, gesellschaftskritischen Spitzen ist auch Theodor Fontane nicht sicher. Im Kern seiner Kriminalgeschichte, die zum Ende des 19. Jahrhunderts im dörflichen Oderbruch spielt, stehen ein Raubmord und die Intrigen, Missgünste und Spießigkeiten einer kleinbürgerlichen Dorfgemeinschaft, der die turbulenten Entwicklungen über die Köpfe wachsen und die sich nach Ruhe sehnt. Ortsvorsteher Wytasch (Jonathan Weiser) bringt die Stimmung zum Ende des Stücks auf den Punkt: „Beugen wir uns dem hohen Geiste des Schicksals, der die Wahrheit wiederherstellt.“
Fontanes Novelle bietet hinreichend Anschlusspunkte, an denen unter der Regie von Sebastian Blöcher der RSG Showchor unter der Leitung von Vera Pethes und die RSG Big Band sowie der San Agostinho Samba Band unter der Leitung von Matthias Reinold andocken konnten, um daraus eine quirlige, moderne Collage mit Anspruch zu formen.
Dabei stehen bei diesem Projekt weniger die bemerkenswerten Einzelleistungen der Solisten im Vordergrund, sondern das kleinteilige und doch abgestimmte Zusammenwirken von rund 80 Schülern und Schülerinnen von 14 bis 18 Jahren vor, auf und hinter der Bühne. Immer wieder faszinierend und für die Zuschauer im ausverkauften RSG spürbar ist das Engagement und die Konzentration des Teams, die sich immer dann augenfällig auf und vor der Bühne entladen, wenn alle Ensembles musikalisch und choreografisch zusammenwirken. Eine Schülerin rückblickend dazu: „Die Arbeitsphase war intensiv und anstrengend, umso beglückender was das Gefühl am Ende, was wir erreichen können, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Das diesjährige Stück traf exakt den Nerv und den Humor des Publikums im ausverkauften RSG. Staunen, lachen, viel Applaus und jeden Abend zwei Zugaben.