StartMein Sankt AugustinVerwaltung & PolitikStolpersteine nun auch in Sankt Augustin

Stolpersteine nun auch in Sankt Augustin

Bürgermeister mahnt: Das NS-Gedankengut ist nicht beerdigt

(hdp) “Stolpersteine” ist das Kunstprojekt von Gunter Demnig, der inzwischen mit über 100.000 in den Boden eingearbeiteten kleinen Messingtafeln auf die Schicksale von Menschen aufmerksam macht, die in der Zeit des Nationalsozialismus gedemütigt, verfolgt, vertrieben, gefoltert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Die Gedenktafeln werden vor dem letzten frei gewählten Wohnort dieser Personen in den Gehweg eingearbeitet.

Im Auftrag des Stadtarchivs hat der Historiker Mike Bargel, der in Niederpleis aufgewachsen ist, nach akribischer Recherche in Archiven und Dokumentationsstellen drei Personen aus Sankt Augustin ermittelt, derer nun mit einem Stolperstein gedacht wird.

 

Zwei Stolpersteine für die Eheleute Karolina und Johann Kurscheidt wurden vor dem Haus in der Von-Galen-Str. 3 eingelassen. Karolina Kurscheid war eine zum Katholizismus konvertierte Jüdin und seit 1928 mit Johann Kurscheidt. Da sie in einer ab 1938 sogenannten “privilegierten Mischehe” lebten, konnten sie zwar überleben, wurden jedoch im September 1944 zwangsweise umgesiedelt und zum “geschlossenen Arbeitseinsatz” verbracht. Sie kehrten im Juni 1945 nach Menden zurück.

Der Stolperstein für Elisabeth Nicolay liegt im Gehweg vom dem Haus Siegstr. 79, ehemals Hindenburgstr. 81. Die ledige Frau wurden wegen Arbeitsvertragsbruchs mehrfach bestraft, 1943 in das Arbeitshaus Brauweiler überstellt und ab Herbst 1944 zum Arbeitseinsatz in die Konzentrationslager Ravensbrück und Flossenburg, danach in die KZ-Außenlager Mockethal-Zatzschke (bei Pirna) und Königstein verlegt. Hier verliert sich die Spur und sie gilt als verschollen.

Anlässlich der Gedenkfeier am Mittwoch vorletzter Woche bei der Einlassung der Stolpersteine erinnerte Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf an die Verpflichtung, die deutsche Geschichte aufzuarbeiten und zu erinnern, zumal Hass und Hetze sowie nationalsozialistisches Gedankengut weiter auf dem Vormarsch sind: “Es gilt: Nie wieder ist jetzt!”

Schüler aus dem Leistungskurs Geschichte der Fritz-Bauer-Gesamtschule trugen Kurzbiographien der Eheleute Kurscheidt und von Elisabath Nicolay vor und legten weiße Rosen neben die Stolpersteine.

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