(hdp) Im Kleinkunstabonnement der Stadt Sankt Augustin entführte Hildegart Scholten ihr Publikum in ihre Vergangenheit in der Großfamilie auf dem Lande im südlichen Münsterland. Sich dem zu entziehen war schlichtweg nicht möglich, weil sie ihr Publikum von der ersten Sekunde an vereinnahmte, weil ihre Mutter sie just beim Betreten der Bühne auf dem Smartphone anrief und Hildegart live über ihren Auftritt im gut besetzten Haus Menden und der dort anwesenden Gästen berichtete. Erfrischend offen und ehrlich rüberkommend, erzählte sie von skurrilen Momenten ihres Lebens wie etwa ihrer Begegnung mit einem großgewachsenen Einbrecher in ihrer Wohnung. Sie, geweckt von Geräuschen im Hausflur, entledigt sich des 100 Jahre alten Plümo mit Gänsedaunen und tastet sich ohne Licht und im abgenutzten gelben Frotteeschlafanzug mit weißen Bündchen zum Flur, eben wie „ein Zitronenfalter im Haferfeld im Dunklen.“ Ihr Apell an die Phantasie der Gäste fruchtet und das Publikum ist voll dabei.
Hildegart Scholten, wie üblich „tantig“ im XXL-Rock und knittriger Bluse gekleidet, zeigt sich als Humorkönigin, die auch Erfahrungen aus der Hühnerhaltung auf dem Lande und ihr verkorkstes Leben in Kunst mit feiner Satire verwandeln kann. Sie liebt die alte Postkartenkorrespondenz mit ihrer Mutter und lässt alle im Plauderton mit vielen Kostproben an der manchmal skurrilen elterlichen Schreibkultur teilnehmen. Ähnliches dürften vielen gerade aus dem älteren Publikum bekannt vorgekommen sein und bestätigt so den Titel ihres Soloprogramms „Gefühlsecht“.
Die nächste Kleinkunstveranstaltung im Haus Menden wird am 14. November vom Liedermacher und Comedian Michael Krebs bestritten.